Gemeinwohlökonomie (GWÖ) als alternatives Wirtschaftsmodell. Eine Untersuchung anhand von GWÖ- Unternehmen
- Zusammenfassung
Das Gemeinwohlökonomiekonzept wurde im Jahr 2010 von Felber als Gegenentwurf zum kapitalistischen Wirtschaftssystem entwickelt. Es soll Werte wie kollaboratives Handeln wiederbeleben. Der Grad der Umsetzung ist durch eine GWÖ-Bilanz - anders als bei
unverbindlicher CRS oder anderen Managementkonzepten - verbindlich nachverfolgbar und soll Grundlage für extrinsische staatliche Vergünstigungen bei Mehrwertsteuer (MWSt)- oder Zollsatz sein. Die Bilanz ähnelt den Parametern der Balanced Score Card. Sie wird zusätzlich zur Finanzbilanz erstellt. Bisher haben nur rund 200 Unternehmen in Deutschland das Konzept in der Praxis angewandt. Die empirische Untersuchung erfolgt anhand von sieben Unternehmen mit großer Varianz in Tätigkeitsbereich und Gesellschaftsform. GWÖ trifft auf eine positive Resonanz, insbesondere wegen der Kritik an Auswüchsen des Neoliberalismus. Gleichzeitig entspricht sie gesellschaftlichen Strömungen nach Wiederbelebung der Commons (Gemeinschaftsgüter), mehr Demokratie und Work-Life-Balance. Kritiken beziehen sich wesentlich auf Aufgabe neoklassischer Wirtschaftsmodelle und Furcht vor Rückkehr sozialistischer Konzepte unter anderem Namen. Die Untersuchung zeigt, dass Unternehmen unterschiedlicher Branchen erfolgreich das GWÖ-Konzept verinnerlicht haben. Es ist ein evolutiver Prozess, dessen Ausgang und Erfolg noch ungewiss ist.