Führung 4.0 - reduzierte und flexible Arbeitszeitmodelle für Führungskräfte am Beispiel der Berliner Verwaltung
- In einer sich stetig wandelnden, digitaler und komplexer werdenden Arbeitswelt mit einer heterogenen Beschäftigtenstruktur steigen insbesondere auch die Anforderun- gen an Organisation und Führung. In Zeiten veränderter Rollenmuster, gleichstellungs- politischer Erfordernisse an Karriere und der zunehmenden Schwierigkeit, private und berufliche Anforderungen zu meistern, gewinnen flexible Arbeitszeitformen zuneh- mend auch für Führungskräfte an Bedeutung und sind ein wesentliches Kriterium der Arbeitgeberwahl und -bindung. Für die Berliner Verwaltung mit wachsender Arbeits- dichte, dramatischer Altersfluktuation und erhöhtem Bedarf an qualifizierten Fach- und
Führungskräften bieten sie die Chance der Steigerung von Arbeitgeberattraktivität und Work-Life-Balance. Von daher stellt sich die Forschungsfrage, ob flexible und redu- zierte Arbeitszeitmodelle für Führungskräfte der Berliner Verwaltung ein geeignetes Instrument sind, um den erhöhten Anforderungen sowie einer lebensphasenorientier- ten und chancengleichen Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben gerecht werden zu können. Zielstellung ist die Bestands- und Bedarfsanalyse mit der Ableitung möglicher Handlungsoptionen. Die Untersuchung erfolgt in Form des Mixed-Methods-Ansatzes mittels Literatur- und Dokumentenrecherche, Experteninterviews und einer
Online-Be- fragung in zwei ausgewählten Verwaltungseinheiten. Die Ergebnisse zeigen eine sel- tene Nutzung der bestehenden Angebote, aber auch einen erheblichen, zukünftig sicherlich weiter zunehmenden und von der Verwaltung noch zu regelnden Bedarf an mobiler Arbeit, alternierender Telearbeit und vollzeitnahen Arbeitszeitmodellen. Über- wiegende Präsenzkultur, ein zu hoher Arbeitsanfall, unzureichende Informationen, Personalressourcen sowie Technik sind einige der vielen
Gründe, die Führungskräfte davon abhalten. Des Weiteren wird die Wiedereinführung der Altersteilzeit und Neu- einführung eines Jobsharing gefordert. Letzteres ermöglicht die Wahrnehmung einer lasten- und anforderungsgerechten Führungsfunktion in Teilzeit. Zur flächendecken- den Einführung reduzierter und flexibler Arbeitsformen bedarf es landesweit definierter Standards und der Schaffung einheitlicher regulatorischer und technischer Vorausset- zungen. Dazu gehören insbesondere auch die Öffnung personalwirtschaftlicher Schranken, der Einsatz kommunikationsunterstützender Technologien, Jobsharing- Börsen und moderne Führungskräftequalifizierungen zu digitalen, flexiblen und agilen Arbeitsmethoden.