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Schrumpfende Gletscher, wachsende Risiken? Geopolitische Rivalitäten zwischen Indien und China
(2022)
Die Rivalität zwischen den Nuklearmächten Indien und China gehört zu den größten Bedrohungen für den Frieden in Asien und wird deshalb als "einer der gefährlichsten Konflikte der Welt" bezeichnet. Besonders der seit Jahrzehnten schwelende Kaschmirkonflikt zwischen Indien und Pakistan erfährt durch Chinas Aufstieg im Indopazifik, die strategische Partnerschaft Chinas mit Pakistan und klimatische Veränderungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel, eine neue Dynamik und geopolitische Bedeutung, weshalb dieser Grenzregion besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird. Zugleich plant China im äußersten Nordosten des Himalayas einen neuen Riesenstaudamm am Fluss Brahmaputra, rasant schmelzendes Gletscherwasser zur Energiegewinnung nutzen zu können, und bedroht in der Wahrnehmung Indiens damit die Wasserversorgung auf dem Subkontinent.
Diese Geopolitische Information beleuchtet die Rivalität zwischen Indien und China näher und geht der Frage nach, ob aus dieser Konkurrenz - im Zuge des Klimawandels und aktueller geopolitischer Entwicklungen - ein Sicherheitsrisiko für die internationale Gemeinschaft entstehen könnte.
Themenschwerpunkt ist der Klimawandel und seine Auswirkungen vor allem in der Arktis. Dort treten zurzeit ungewöhnlich große Temperaturerhöhungen auf, was in bestimmten Teilen des Arktischen Ozeans beziehungsweise Nordpolarmeeres in naher Zukunft zu einer völligen „Eisfreiheit“ führen wird und dann neue, kürzere Seehandelswege zwischen Europa und Asien ermöglicht. Gleichzeitig taut der Permafrost der Polarregion tiefgründig auf und setzt dabei große Mengen an Treibhausgasen frei, die den Klimawandel weiter anheizen. Außerdem wird der Zugriff auf arktische Rohstoffvorkommen (u. a. Erdöl und Erdgas, aber auch Uran, Gold, Platin, Seltene Erden oder Diamanten) erleichtert, so dass die Territorien und Seegebiete rund um den Nordpol zunehmend in den Mittelpunkt von Wirtschaftsinteressen der Anrainerstaaten rücken.
Die geopolitischen Interessenkonflikte der Arktisanrainer wegen der Rohstoffe und neuen Seewege sowie die machtpolitischen Spannungen zwischen den beiden Militärgroßmächten Vereinigte Staaten und Russland führten in den letzten Jahren auch zu mehr militärischer Präsenz im hohen Norden, zu neuen Stützpunkten und häufigen Militärübungen in der Arktis.
Aber auch arktisferne Staaten (z. B. China und Deutschland) und andere Akteure (EU/NATO/Unternehmen) haben großes Interesse an der Region - sei es an den dortigen Rohstoffen, am Schutz der Umwelt oder an der Sicherheit der Schifffahrtsrouten durch die Arktis.
Das Bevölkerungswachstum und die wirtschaftliche Entwicklung von Schwellenländern sorgen für einen weltweiten Bauboom. Folglich herrscht Sandbedarf. Die ölreichen Anrainerstaaten des Persischen Golfes, die einen enormen Bauboom zu verzeichnen haben, können sich teure Sandimporte zur Lösung des Problems leisten, da Wüstensand nicht zur Betonherstellung geeignet ist. Die Bauwirtschaft bedient sich am Meeresboden - nicht nur eine ökologische Zeitbombe: In Staaten wie Indien spricht man bereits von einer "Sandmafia", die sich blutige Bandenkriege und Verteilungskämpfe mit hunderten Toten um die begehrte Ressource liefert. Verteilungskonflikte, aufgrund der räumlich unausgeglichenen Ausstattung mit der begehrten Ressource, sind bereits heute zu beobachten, und bieten Zündstoff v.a. für regionale sowie zwischenstaatliche Konflikte.
Sowohl in ökologischer und wirtschaftlicher als auch insbesondere in politischer Hinsicht identifiziert die Geopolitische Information verschiedene Faktoren, die zu Interessenskonflikten oder Spannungen im Zuge der Nutzung von Sand führen könnten.
Containment bezeichnete ursprünglich die US-Strategie gegenüber der Sowjetunion im Kalten Krieg. Heute verwendet die Volksrepublik China (China) den Begriff, um die Militärpräsenz der Vereinigten Staaten von Amerika (USA) im Indo-Pazifik in Frage zu stellen. In der Studie wird hinterfragt, ob aktuell tatsächlich eine Eindämmung Chinas (Containment) seitens der USA stattfindet. Außerdem wird beleuchtet, welche geopolitischen Ziele die beiden Kontrahenten verfolgen. Ein besonderer Fokus liegt auf den aktuellen Entwicklungen der sogenannten Belt and Road Initiative Chinas.
Eine Betrachtung der Beziehungen zwischen Russland und China kann dazu beitragen, die geopolitischen Rahmenbedingungen zu verstehen, mit denen sich demokratisch verfasste Staaten fortan auseinandersetzen müssen. Besondere Aufmerksamkeit muss auch den Auswirkungen des Ukrainekrieges gewidmet werden. Denn der Krieg ist sowohl politischer als auch geographischer Kristallisationspunkt der Ideologie Russlands und Chinas in der Konfrontation mit den USA und Europa. Zunächst wird die politische Dimension der Beziehung zwischen Russland und China betrachtet, in der es um gemeinsame Strategien, Weltbilder, Ziele und Narrative geht, die gegenüber der eigenen Bevölkerung aber auch außenpolitisch vertreten werden. Ein besonderes Augenmerk wird hierbei auf das Wirken der beiden Autokratien in den Vereinten Nationen gelegt. Darauffolgend wird die militärische Dimension untersucht. Im letzten Teil werden die wirtschaftlichen Beziehungen der beiden Staaten thematisiert.