Leiter des Geoinformationsdienstes der Bundeswehr
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Eine Betrachtung der Beziehungen zwischen Russland und China kann dazu beitragen, die geopolitischen Rahmenbedingungen zu verstehen, mit denen sich demokratisch verfasste Staaten fortan auseinandersetzen müssen. Besondere Aufmerksamkeit muss auch den Auswirkungen des Ukrainekrieges gewidmet werden. Denn der Krieg ist sowohl politischer als auch geographischer Kristallisationspunkt der Ideologie Russlands und Chinas in der Konfrontation mit den USA und Europa. Zunächst wird die politische Dimension der Beziehung zwischen Russland und China betrachtet, in der es um gemeinsame Strategien, Weltbilder, Ziele und Narrative geht, die gegenüber der eigenen Bevölkerung aber auch außenpolitisch vertreten werden. Ein besonderes Augenmerk wird hierbei auf das Wirken der beiden Autokratien in den Vereinten Nationen gelegt. Darauffolgend wird die militärische Dimension untersucht. Im letzten Teil werden die wirtschaftlichen Beziehungen der beiden Staaten thematisiert.
Vor nun mehr 20 Jahren – im Jahre 2003 – wurde mit der Fusion des Militärgeografischen Dienstes und des Geophysikalischen Beratungsdienstes der Geoinformationsdienst der Bundeswehr (GeoInfoDBw) als einer der drei Fachdienste in der Bundeswehr aufgestellt. Seitdem konnten die GeoInfo-Kräfte sowohl im Grundbetrieb als auch im Einsatz ihr fachliches Können und den Wert einer qualitativ hochwertigen, bedarfsträgergerechten GeoInfo-Beratung für die militärische Operationsplanung und -führung eindrucksvoll unter Beweis stellen. Mit der sicherheitspolitischen Zeitenwende infolge des Russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine rückt die Befähigung zur Landes- und Bündnisverteidigung im Rahmen der NATO klar in den Fokus. Dies hat auch Folgen für den GeoInfoDBw.
Der Russisch-Ukrainische Krieg 2022 offenbart vielseitig das Risiko einseitiger Abhängigkeiten von Versorgungsketten. Weizen als Grundnahrungsmittel wird von Moskau als geopolitisches Druckmittel instrumentalisiert. Russland verfügt über die exekutive Macht, die weltweit relevante Verfügbarkeit und das Preisniveau von Weizen zu steuern. Die vorliegende Geoinformationsstudie der Bundeswehr entpuppt die von den UN und der EU initiierte Schwarzmeer-Getreide-Initiative – inzwischen von Moskau einseitig aufgekündigt – als ein Zerrbild rein humanitärer Zielverfolgung mit den fatalen Folgen der Gefahr eines massiven Vertrauensverlustes in der Öffentlichkeit – sowohl seitens der VN, der EU, aber auch der Ukraine. Damit zeigt sich erneut, dass Krieg immer auch ein Geschäft ist. – Inhalt: 1) Kriegsverlauf. 2) Weizen als geopolitisches Instrument. 3) Schwarzmeer-Getreide-Initiative. 4) Sicherheitspolitische Schlussfolgerungen.
GeoInfo Forum 1/2024
(2024)
Inhalt:
- Auf die Bücher, fertig, los! : Die neue FISt des ZGeoBw
- Ausbildung holistisch gedacht im Dreiklang : „Zeitenwende – Digitalisierung - kompetenzorientierte Ausbildung“
- Vorsicht bissig! – die Gefahr lauert unter Steinen
- Dienst „mit der Wetterbrille“ – im Interview mit Regierungshauptsekretärin Silke Neumann
- International Survey and Networking Exercise 2024 (ISNEX24)
- Neue Vorhersagesysteme beim DWD: SINFONY
- WGS 84 – Was ist das eigentlich?
- Simulation virtueller Reichweiten mit Schallausbreitungsmodellen für den Lärm- und Feldlagerschutz der Bundeswehr
Im Rahmen der Weiterbildung für Angehörige der Laufbahnen der Unteroffiziere und Offiziere des ZGeoBw fand im Zeitraum vom 29. September bis zum 1. Oktober 2015 eine Exkursion in die Region Flandern statt. Als erster Punkt wurde die Festungsbaukunst a la Vauban am Beispiel der Festungsstadt Lille durch Herrn Hauptmann a.D. Markus Klauer fachkundig erläutert. Anschließend wurde der Raum um die belgische Stadt Ypern besucht. Dort mit dem Hauptaugenmerkt auf den Stellungskrieg des Ersten Weltkrieges sowie dessen Folgen für die Kriegsführung. Intensiv beleuchtet wurde das Thema des Minierkriegs und speziell der Kampf um die strategisch wichtige Anhöhe des Wytschaete-Bogens. Ein Besuch des Museums von Paschendaele ergänzte das im Gelände Gesehene. Während des Abschlussbesuchs der Friedhöfe Langemark und Tyne Cot wurde den Gefallenen aller in diesem Raum kämpfenden Nationen gedacht.
Wissenschaftliche Ausarbeitungen zu den direkten und indirekten Folgen des Stellungskrieges ergänzen den vorliegenden Bericht und sollen zu eigenen Studien in der einschlägigen Literatur sowie zum Erwandern der Schlachtfelder des Ersten Weltkrieges anregen. Dieser Bericht kann somit auch als ein kleiner Beitrag zur Verbesserung der Erinnerungskultur in Deutschland verstanden werden.
Die Vergangenheit zu kennen, bedeutet nicht automatisch, dass schon einmal von Anderen gemachte Fehler vermieden werden. Der dem Leser dieser Arbeit zunächst antiquiert erscheinende Minierkrieg ist kein abgeschlossenes Kapitel im Buch der Kriegsgeschichte, sondern aktueller integraler Bestandteil der modernen asymmetrischen Kriegsführung. Was bereits bei der Belagerung und Einnahme von mit Mauern geschützten Städten eine bei den Assyrern eingesetzte Standardkriegstechnik war, der Minierangriff, wurde auch unlängst im Syrienkrieg und im Afghanistankrieg eingesetzt; jetzt aber auch mittels großer Sprengladungen, welche in unter Zielobjekten verlaufenden Tunneln positioniert wurden und die teils verheerende Wirkung hatten. Der Subterranean Warfare wird uns auch in Zukunft beschäftigen. Aus diesem Grund wendet sich dieser Bericht nicht nur an die Teilnehmenden dieser Unteroffizier- und Offizierweiterbildung.
Containment bezeichnete ursprünglich die US-Strategie gegenüber der Sowjetunion im Kalten Krieg. Heute verwendet die Volksrepublik China (China) den Begriff, um die Militärpräsenz der Vereinigten Staaten von Amerika (USA) im Indo-Pazifik in Frage zu stellen. In der Studie wird hinterfragt, ob aktuell tatsächlich eine Eindämmung Chinas (Containment) seitens der USA stattfindet. Außerdem wird beleuchtet, welche geopolitischen Ziele die beiden Kontrahenten verfolgen. Ein besonderer Fokus liegt auf den aktuellen Entwicklungen der sogenannten Belt and Road Initiative Chinas.
Schrumpfende Gletscher, wachsende Risiken? Geopolitische Rivalitäten zwischen Indien und China
(2022)
Die Rivalität zwischen den Nuklearmächten Indien und China gehört zu den größten Bedrohungen für den Frieden in Asien und wird deshalb als "einer der gefährlichsten Konflikte der Welt" bezeichnet. Besonders der seit Jahrzehnten schwelende Kaschmirkonflikt zwischen Indien und Pakistan erfährt durch Chinas Aufstieg im Indopazifik, die strategische Partnerschaft Chinas mit Pakistan und klimatische Veränderungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel, eine neue Dynamik und geopolitische Bedeutung, weshalb dieser Grenzregion besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird. Zugleich plant China im äußersten Nordosten des Himalayas einen neuen Riesenstaudamm am Fluss Brahmaputra, rasant schmelzendes Gletscherwasser zur Energiegewinnung nutzen zu können, und bedroht in der Wahrnehmung Indiens damit die Wasserversorgung auf dem Subkontinent.
Diese Geopolitische Information beleuchtet die Rivalität zwischen Indien und China näher und geht der Frage nach, ob aus dieser Konkurrenz - im Zuge des Klimawandels und aktueller geopolitischer Entwicklungen - ein Sicherheitsrisiko für die internationale Gemeinschaft entstehen könnte.
Das Bevölkerungswachstum und die wirtschaftliche Entwicklung von Schwellenländern sorgen für einen weltweiten Bauboom. Folglich herrscht Sandbedarf. Die ölreichen Anrainerstaaten des Persischen Golfes, die einen enormen Bauboom zu verzeichnen haben, können sich teure Sandimporte zur Lösung des Problems leisten, da Wüstensand nicht zur Betonherstellung geeignet ist. Die Bauwirtschaft bedient sich am Meeresboden - nicht nur eine ökologische Zeitbombe: In Staaten wie Indien spricht man bereits von einer "Sandmafia", die sich blutige Bandenkriege und Verteilungskämpfe mit hunderten Toten um die begehrte Ressource liefert. Verteilungskonflikte, aufgrund der räumlich unausgeglichenen Ausstattung mit der begehrten Ressource, sind bereits heute zu beobachten, und bieten Zündstoff v.a. für regionale sowie zwischenstaatliche Konflikte.
Sowohl in ökologischer und wirtschaftlicher als auch insbesondere in politischer Hinsicht identifiziert die Geopolitische Information verschiedene Faktoren, die zu Interessenskonflikten oder Spannungen im Zuge der Nutzung von Sand führen könnten.
Der Meeresspiegelanstieg ist eine physikalische Konsequenz des globalen Klimawandels. Hierdurch kommt es unweigerlich zum Verlust von Festland und zur Veränderung der Küstenlinien. Diese Studie bewertet die Folgen des Georisikos „Meeresspiegelanstieg“ für die nationale und internationale Sicherheit sowie dessen Potenzial, Migration zur verursachen, Konflikte zu initiieren oder bestehende zu verstärken. Neben einer globalen Betrachtung werden exemplarisch zwei unterschiedlich resiliente, intensiv landwirtschaftlich genutzte Deltaregionen (Rhein-Maas-Delta und Nildelta) sowie zwei Megastädte (Lagos und London) gegenübergestellt.
Der Südsudan auf einer Gratwanderung: Klimawandelfolgen – Ressourcenfluch – umstrittene Grenzen
(2019)
Trotz Rohstoffreichtums und fruchtbarem Ackerland zählt die Republik Südsudan zu den ärmsten Ländern der Welt und ist regelmäßig von katastrophalen Hungersnöten betroffen. Der Klimawandel wird die Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft und somit für die Nahrungsmittelsicherheit verschlechtern. Die tradierten Landnutzungsformen sind sehr anfällig gegenüber klimatischen Schwankungen und die daraus resultierenden Ernteausfälle, die oftmals existenzbedrohende Auswirkungen haben.
Hinzu kommt eine Vielzahl an menschengemachten Problemen. Die Interessen verschiedenster Akteure verhindern jegliche Entwicklung hin zu staatlicher Stabilität: Kontrolle über die Ölförderung, umstrittene Grenzen, Multiethnischer Bürgerkrieg, Machtkämpfe, Korruption, Nepotismus, gewalttätige Übergriffe, Vertreibung und Flucht, fehlende Infrastruktur, koloniales Erbe, keine funktionsfähige Governance und eine brachliegende Landwirtschaft stellen eine scheinbar unlösbare Kumulation von Konfliktlinien dar, die den Südsudan als einen gescheiterten Staat kennzeichnen. Auch die internationale Unterstützung, Entwicklungshilfe oder die UNMISS, unter Beteiligung der Bundeswehr, haben hieran nichts wesentlich geändert.
Die Hauptursachen des Bürgerkrieges sind in der Dominanz der Elite aus der Volksgruppe der Dinka zu suchen. Sie kontrollieren Staat und Wirtschaft. Diese Dominanz baut eine Konfliktlinie auf, die sich im Machtkampf zwischen dem Präsidenten Salva Kiir Mayardit, einem Dinka, und dem ehemaligen Vizepräsidenten Riek Machar, der dem Volk der Dok-Nuer angehört, äußert.