Mindfulness based Stress Reduction in der Schwangerschaft – Entwicklung einer mobilen Applikation

Language
de
Document Type
Doctoral Thesis
Issue Date
2022-01-17
Issue Year
2022
Authors
Hartwig, Charlotte
Editor
Abstract

Hintergrund und Ziele: Eine Schwangerschaft ist meist mit vermehrtem Stress verbunden. Achtsamkeit konnte in dieser Lebensphase einen positiven Effekt durch Reduktion von Angst erzielen. Ziel dieser Arbeit ist es, mit Hilfe einer eigens entwickelten mobilen Applikation die Erhebung der Parame-ter im Rahmen der IMAC-Mind-Studie (Improving Mental Health and Reducing Addiction in Childhood and Adolescence through Mindfulness) darzustellen und für die Probandinnen zeit-gemäß zu gestalten. Achtsamkeitsübungen oder Schwangerschaftsinformationen sollen digi-tal vermittelt werden. Durch direkte Verknüpfung der mobilen Applikation mit einem elektroni-schen Case Report Form (eCRF) soll eine direkte Studiendokumentation und Auswertung ermöglicht werden.

Methoden: Zwischen September 2018 und Januar 2020 wurde eine mobile Applikation (App) zum Thema Stressreduktion in der Schwangerschaft in Zusammenarbeit der Frauenklinik, der Psychiatri-schen und Psychotherapeutischen Klinik und der Kinder- und Jugendabteilung für Psychische Gesundheit des Universitätsklinikums Erlangen entwickelt. Das Projekt ist Teilprojekt des Forschungsverbundes „IMAC-MIND Verbesserung der psychischen Gesundheit und Verrin-gerung der Suchtgefahr im Kindes- und Jugendalter“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Insgesamt sollen an der Studie 312 Frauen mit einer intakten und unauffälligen Schwangerschaft teilnehmen. Im Rahmen dieser Arbeit wird die Entwicklung und Umsetzung der mobilen Applikation beschrieben. Ebenso erfolgt eine Zwischenanalyse der Nutzungsge-wohnheiten der App der bereits eingeschlossenen Teilnehmerinnen. Zwischen März 2020 und November 2020 wurden 63 Teilnehmerinnen mit einer intakten und unauffälligen Schwangerschaft zwischen der 8+0 und 14+0 SSW in die IMAC-Mindful/PMI-Studie eingeschlossen. Die Frauen erhielten nach Einschluss einen individuellen App-Zugang. Nach Download der App erfolgte eine Randomisation in die Studiengruppe, die Achtsamkeits- und Meditationsübungen enthält oder in die Kontrollgruppe, welche Schwangerschaftsinforma-tionen beinhaltet. Mittels deskriptiver Statistik wurde die Nutzungsgewohnheit der App analy-siert.

Ergebnisse und Beobachtungen: Die entwickelte App dient zur Begleitung der Studienteilnehmerinnen während der Schwan-gerschaft, der Dokumentation der Fragebögen und der Vermittlung von Achtsamkeitsübungen (Interventionsgruppe) sowie Schwangerschaftsinformationen (Kontrollgruppe) und zur Daten-übermittlung. Die Patientin kann die App auf ihrem Smartphone kostenfrei installieren. Durch die App können die Probandinnen ihre Eintragungen zur Studie selbst durchführen. Die Daten werden von der App direkt in ein browserbasiertes System (secuTrial®) übertragen und zur Erfassung von Patientendaten mittels eines elektrischen Fallreports (eCRF) gespeichert. Die Patientinnen erhalten im Falle der Interventionsgruppe jeweils zwei Übungen pro Woche mit-tels der mobilen Applikation, bzw. in der Kontrollgruppe zwei Schwangerschaftsinformationen zu zwei Themen im Rahmen eines Audiofiles.

Von 63 eingeschlossenen Teilnehmerinnen installierten 92,06% die App auf ihrem Smartpho-ne. 90,48% nutzten die App und konnten erfolgreich in die verschiedenen Studiengruppen randomisiert werden. 9,52% der eingeschlossenen Teilnehmerinnen beendeten die Stu-dienteilnahme vor Randomisation. In der ersten Studienwoche nutzten 47,62% der einge-schlossenen Teilnehmerinnen die App. 41,27% verwendeten die App zu diesem Zeitpunkt nicht. 11,11% aller Studienteilnehmerinnen lehnten eine weitere Studienteilnahme nach der ersten Studienwoche ab und nutzten die App kein weiteres Mal. Zur Hälfte des 15-wöchigen App-Programms nutzten 55,56% die App, nur 19,04% nutzten sie zu diesem Zeitpunkt nicht. Insgesamt brachen bis Woche 7 25,40% der Studienteilnehmerinnen die Studie ab. Nach Wo-che 7 wurde kein weiterer Studienabbruch bis Woche 15 registriert. In Woche 15 zeigte sich insgesamt die höchste App-Nutzung mit 58,73%. Nur 15,87% nutzten sie in Woche 15 nicht. Somit waren nach 15 Wochen noch 47 Teilnehmerinnen aktiv in der Studie, die die App regel-mäßig oder zumindest vereinzelt nutzten.

Schlussfolgerung: Die IMAC-Mind-Studie ist mit der Entwicklung der mobilen Applikation gekoppelt. Durch die Nutzung der mobilen Applikation bekommen die Probandinnen die Möglichkeit viele der Inter-ventionen in der Experimentalgruppe zu nutzen, bzw. die Schwangerschaftsinformationen in der Kontrollgruppe eigenständig und in häuslicher Umgebung abzurufen und somit diese zeit-lich und örtlich ungebunden durchführen zu können. Die App wurde von den bisherigen Teil-nehmerinnen gut angenommen und von 58,73 % der Teilnehmerinnen bis Woche 15 genutzt. Die IMAC-Mind-Studie wäre auch ohne die begleitende Entwicklung dieser mobilen Applikation durchführbar, würde jedoch sicherlich an Attraktivität für die teilnehmenden Probandinnen verlieren, sowie einen erheblichen Personalmehraufwand für Untersucher und Probanden bedeuten.

DOI
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