Der demographische Wandel stellt Polen und Deutschland vor große Herausforderungen. Die „Überalterung der Gesellschaft“ und das „Aussterben ländlicher Regionen“ prägen die öffentliche Debatte. Im vorliegenden Band werden ungewohnte Perspektiven auf das Phänomen präsentiert. Die Geschichte des 20. Jahrhunderts, die spezifischen Bedingungen der Grenzregion und die Revision stereotyper Vorstellungen vom Altern tragen zu einer differenzierten Diskussion der Bevölkerungsentwicklung bei.
The German historian Markus Krzoska, who is an expert on Central European history, presents his postdoctoral thesis with the publication "Ein Land unterwegs: Kulturgeschichte Polens seit 1945" ("A Country on its Way: Cultural History of Poland since 1945"). The book changes the typical focus from confirmed knowledge (p. 13f) in the field of political and economic history towards Polish everyday life, in order to describe therein the "Normal" and the "European" (p. 21). Although research into contemporary history does link the micro and macro perspectives more often, this everyday-life approach has hardly been used in the case of Poland before. The author rightly maintains, that the functioning of a political system can only be understood by also taking into account everyday phenomena (p. 27). For this reason, he directs his attention to transnational-political frames and to small-scale and regional structures. He does so by analyzing "big events", like the accession of Poland to the European Union, but also through questions of lifestyle within village communities. With this broad research approach, Krzoska does not only support the idea of a paradigm shift within the historiography of Central and Eastern Europe, but he himself successfully places another type of "Cultural and Social History" (orig. "andere Kultur- und Gesellschaftsgeschichte", p. 25) in the forefront of his research.
Mit „Ein Land unterwegs: Kulturgeschichte Polens seit 1945" legt der Osteuropa-Historiker Markus Krzoska seine Gießener Habilitationsschrift vor. Er lenkt den Fokus von scheinbar sicheren Erkenntnissen (S. 13f) einer Politik- und Wirtschaftsgeschichte auf den polnischen Alltag, um darin das „Europäische" und „Normale" zu beschreiben (S. 21). Denn obwohl zeitgeschichtliche Arbeiten zunehmend Mikro- und Makroperspektiven miteinander verbinden, wurde dieser Ansatz im Hinblick auf die polnische Geschichte bisher kaum verfolgt. Wie der Autor zu Recht behauptet, ist das Funktionieren des politischen Systems jedoch erst mit der Erfassung von Alltagsphänomenen zu verstehen (S. 27). Aus diesem Grund richtet er seine Perspektive zum einen auf den transnational-politischen, zum anderen auf den kleinteilig-regionalen Rahmen, in dem er beispielsweise Ereignisse wie den Beitritt Polens zur EU und die damit zusammenhängenden Lebensstilfragen in der Dorfgemeinschaft verortet. Mit diesem umfänglichen forschungsleitenden Ansatz verbindet Krzoska nicht nur die Forderung nach einem Paradigmenwechsel innerhalb der Geschichtsschreibung zu Osteuropa, sondern setzt selbst erfolgreich eine „andere Kultur- und Gesellschaftsgeschichte" (S. 25) in den Mittelpunkt seiner Untersuchung.
Feminismus als Denkstil. Zur Frauen- und Geschlechterforschung im Polen der Transformationszeit
(2024)
Der polnische Feminismus der Transformationszeit blickt auf eine bereits 40-jährige Geschichte zurück und prägt bis heute international relevante soziale, politische und wissenschaftliche Praktiken und Diskurse. Die vorliegende Studie geht den feinen Entwicklungslinien zentraler feministischer Denkstilelemente nach und rekonstruiert Motive und Interventionen des feministischen Denkkollektivs seit den 1980er Jahren bis zum EU-Beitritt Polens. Dabei stützt sie sich auf eine breite Quellengrundlage aus öffentlichen und privaten Archiven sowie auf Interviews mit Schlüsselfiguren des Feminismus und nutzt das theoretische Instrumentarium von Ludwik Fleck. Aufgezeigt werden neue Perspektiven auf das „Machen von Wissenschaft“ auch im transnationalen Kontext sowie feministische (Dis-)Kontinuitäten in der Volksrepublik Polen.