Michael Fleming unternimmt den Versuch, das komplexe Geflecht zwischen Nationalismus, Nationalitätenpolitik und der Errichtung der kommunistischen Herrschaft in Polen zwischen den Jahren 1944 und 1950 durch das Prisma eines „social anger regime" zu beleuchten. Der Autor definiert dieses als „way in which anger/frustration in a society is managed, channelled or orchestrated within that society" (S. 2). Ziel dieser Studie ist es, zu untersuchen, wie die PPR ihre Macht konsolidierte „through the manipulation of nationality policy, national myths and tropes, and the linking of land reform to the new national and territorial configuration" (S. 1).
Der Sammelband thematisiert aktuelle Beobachtungen zum Stellenwert feministischen Denkens in der polnischen Gesellschaft. Die Beiträge sind in drei thematische Abschnitte gegliedert: Der erste Teil widmet sich neben einer historischen Beschreibung der Kämpfe um Gleichberechtigung (Urszula Chowaniec, S. 26-46) und der Verortung des polnischen Feminismus im spezifischen Ost-West-Kontext (Rosalind Marsh, S. 47-66) auch der Frage nach dessen Herkunft (Ewa Kraskowska, S. 67-77). Der zweite Teil enthält literaturwissenschaftliche Untersuchungen (Ursula Philips, Grażyna Borkowska, Agnieszka Mrozik, Asia Zgadzaj, Elżbieta Wącik). In einem dritten Schritt werden aktuelle Trends in Film (Ewa Mazierska), Drama (Elwira M. Grossman) und Sprachentwicklung (Dorota Hołowiak) sichtbar gemacht. Ziel ist nicht eine erschöpfende Analyse der „women studies" in Polen, sondern die Darstellung von „women's activities" seit dem 19. Jahrhundert sowie nach 1989.
Bei dem vorliegenden Band handelt es sich um eine Dissertation, die an der Universität Basel eingereicht wurde. Annina Cavelti Kee untersucht darin die Nationalisierungsprozesse des 19. Jahrhunderts am Beispiel der irischen und der polnischen Gesellschaft (in Preußisch-Polen) im Sinne einer histoire croisée nach Michael Werner und Bénédicte Zimmermann. Neben diesem Ansatz greift die Verfasserin auf John Hutchinsons Konzept des kulturellen Nationalismus zurück, welches vor allem das Wirken und den Einfluss kultureller Vereine und Funktionsträger untersucht. Im Mittelpunkt der Studie steht die Frage, inwieweit die katholische Kirche als Stütze der sogenannten kulturellen Nationalisten auftrat und die Nationsbildung in beiden Gesellschaften beeinflusste (S. 2).
Florian Peters's aim is to analyse the conflicts regarding politics of memory in late socialist Poland. The main antagonists were the supporters of the "official" communist narrative of Polish – especially 20th century – history on the one hand, and "oppositional" historians that were associated with the Workers' Defence Committee (Komitet Obrony Robotników) and different oppositional groups founded in the 1970s, on the other. These groups were the core of the free trade union Solidarność, emerging in the early years of the 1980s. The main historical source material of this Ph.D. thesis are "official" studies on the history of 20th century Poland as well as self-reproduced "unofficial" studies published in the so-called "drugi obieg", the Polish samizdat. Peters uses Jörn Rüsen's concept of „Geschichtskultur" to examine history cleavage as discourse. He looks for certain discourse patterns that its users were not aware of whilst producing and/or being part of said discourse. However, historical discourse should not be treated as a separate issue in itself, which is why Peters argues that the dynamics of the developments in Poland cannot be understood without taking the interdependencies between social actors and discourses into consideration (p. 31-33).
Agnes Arndts 2013 erschienene Studie basiert auf ihrer Dissertationsschrift, die sie an der Freien Universität Berlin einreichte. In ihrer Studie beschäftigt sich die Verfasserin mit drei Generationen „linker Dissidenz" in der Volksrepublik Polen, deren Gemeinsamkeit ihr bildungsbürgerlicher, großstädtischer Hintergrund sowie (persönliche bzw. familiäre) Bindungen an sozialistische/kommunistische Strömungen sind. In ihren Ausführungen konzentriert sich Arndt auf die Warschauer Intelligenz. Die Autorin verfasst auf der Grundlage einer breiten Materialbasis, die sich aus Egodokumenten, persönlichen Gesprächen mit den Protagonisten, deren bedeutendsten Publikationen, aber auch Akten der Staatssicherheit zusammensetzt, eine Untersuchung der beziehungsgeschichtlichen Verflechtung der drei Generationen untereinander sowie zu anderen Dissidentengruppen.
Jerzy Kochanowski unternimmt in seinem 2010 auf Polnisch erschienenen Buch [1] den Versuch, ein Alltagsphänomen des kommunistischen Polen zu untersuchen, das sich explizit jenseits der staatlichen Kontrolle abspielte bzw. von dieser bekämpft wurde: den Schwarzmarkt. 2013 erschien nun die deutschsprachige Übersetzung seines Buches, für die Pierre-Frédéric Weber verantwortlich zeichnet. K. beginnt seine Ausführungen mit terminologischen und methodischen Vorbemerkungen und definiert als Ziel seiner Arbeit, die „geschichtswissenschaftliche Rekonstruktion verschiedener Verhaltensweisen, Mechanismen, Erscheinungen, Praktiken, Prozesse und Strategien unter dem gemeinsamen Nenner des Schwarzmarktes“ (S. 9) zu untersuchen.