Open Access - Chancen und Risiken
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Die großen Wissenschaftsverlage entwickelten sich in den vergangenen Jahren weg von einem verlegerischen Inhaltsanbieter zu einem Data Analytics Business. Als Plattformunternehmen erzielen sie hohe Margen und nutzen dieses Kapital, um aus der Wissenschaftscommunity entstehende Alternativangebote aufzukaufen und sich in weitere Geschäftsfelder auszudehnen. Ziel ist es, sich in allen zentralen Prozessen der Wissenschaftssteuerung unhintergehbar zu machen, so wie im Informationsbereich schon von einem vendor lock-in gesprochen werden muss. Zu diesem Zweck haben die Verlage ihre Plattformen mit Instrumenten für ein umfassendes User Tracking ausgestattet. Zugleich versuchen sie, die Zugangsauthentifizierung unter ihre Kontrolle zu bringen, um den personalisierten Zugriff auf jeden Nutzer sicherzustellen. Dies bedeutet:
- Verletzung der Wissenschaftsfreiheit und der Freiheit von Forschung und Lehre
- Gefährdung von Wissenschaftler*innen, da die Daten auch autoritären und populistischen Regimes zugänglich werden können
- Eingriff ins Wettbewerbsrecht, da kleinere Verlage hier zurückgesetzt sind
- Wertvernichtung öffentlicher Forschungsinvestitionen, da die Überwachungsdaten häufig von den kommerziellen Forschungskonkurrenten erhoben oder ihnen zugänglich werden.
Einige Verlage oder deren Mutterkonzerne verflechten sich auch mit der Sicherheitsindustrie und (halb-)staatlichen Akteuren zu undurchsichtigen Datengeschäften, bei denen auch die Hochschulnetze in den Blick geraten. Der Vortrag versucht die seit 2019 entstandene Debatte zusammenzufassen und einen Ausblick auf die weitere Entwicklung zu geben.
Die Initiative ESAC, Efficiency and Standards for Article Charges, wird getragen von einem internationalen Freiwilligen-Netzwerk aus Bibliothekskonsortien. Hervorgegangen aus dem DFG-geförderten Projekt INTACT betreibt die an der Max Planck Digital Library gehostete ESAC-Plattform seit Anfang 2019 ein Register für Open-Access-Transformationsverträge, die sogenannte ESAC-Registry. Über 200 Verträge aus 26 Ländern sind hier mittlerweile gelistet. Damit ist die ESAC-Registry die bislang umfangreichste Informationsquelle zu den neuen Vertragsmodellen und gilt als Referenzpunkt für die Forschungsförderer der cOAlition S sowie für die DFG. Der Beitrag gibt zunächst einen allgemeinen Überblick über Transformationsverträge und erläutert die Parameter, die in der Registry zu jedem Vertrag erfasst werden. Anhand von Visualisierungen werden anschließend die transformativen Effekte der Verträge sowie internationale und deutsche Entwicklungen aufgezeigt.
Seit dem Jahr 2021 bietet die Deutsche Forschungsgemeinschaft zur Unterstützung des Open Access zwei Förderformate an: Ein Programm richtet sich an wissenschaftliche Einrichtungen und unterstützt diese bei der Finanzierung von Kosten für Open-Access-Publikationen. Hierbei können Zuschüsse für Publikationsgebühren für wissenschaftliche Artikel oder Bücher eingeworben werden. Ein weiteres Programm dient der Förderung von Infrastrukturen für wissenschaftliches Publizieren und auch von einzelnen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern genutzt werden. Hier können beispielsweise Mittel zur Modellentwicklung und Standardisierung von Verträgen, für den Aufbau von Publikationsplattformen, für die Entwicklung von Techniken für das digitale Publizieren sowie für die Gründung einzelner Open-Access-Zeitschriften beantragt werden. Der Vortrag stellt beide Förderoptionen vor und geht darauf ein, mit welchen Zielen die DFG über die Programme die Open-Access-Transformation wissenschaftsfreundlich mitgestalten möchte. Auch werden Rahmenbedingungen diskutiert, die aus Sicht der DFG für eine wissenschaftsgeleitete Ausgestaltung des Publikationswesens von Relevanz sind. Schließlich wird dargestellt, welche Rolle die Bibliotheken in diesem Prozess einnehmen können.