Seit den 90er-Jahren nehmen auch im Bibliothekswesen Befristungen, Teilzeitbeschäftigungen und atypische Beschäftigungen zu. Dies betrifft nicht nur Geringqualifizierte, sondern gleichermaßen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einer Berufsausbildung oder einem Hochschulabschlus S. Insbesondere Berufsanfängerinnen und Berufsanfänger starten oft über befristete Stellen oder Elternzeitvertretungen ins Berufsleben. Während dies anfänglich häufig noch als Chance wahrgenommen wird, kann die sich anschließende Kettenbefristung bzw. das Verharren in prekären Beschäftigungsverhältnissen, insbesondere bei der Übernahme von Daueraufgaben, zu weitreichenden Problemen führen. Um der Komplexität des Themas gerecht werden zu können und möglichst viele Stimmen Gehör finden zu lassen, werden Experten und Expertinnen aus unterschiedlichen Bereichen zu folgenden Fragen diskutieren: Was ist unter prekären Beschäftigungsverhältnissen im Bibliothekswesen zu verstehen? Handelt es sich um ein (berechtigterweise) marginalisiertes Phänomen? Welche psychischen, gesundheitlichen und weiteren Folgen gehen mit Kettenbefristungen einher? Wie wirkt sich dies auf das Arbeitsklima im Betrieb und die eigene Motivation aus? Was ist der stellenwirtschaftliche Hintergrund für solche Ausschreibungen? Welche Chancen und Vorteile bieten befristete oder atypische Beschäftigungsverhältnisse? Wie kann die Situation für die Beschäftigten perspektivisch verbessert werden?
Nutzungsgesteuerte Erwerbung an der Staatsbibliothek zu Berlin: vom Experiment in die Praxis?
(2015)
Die Staatsbibliothek zu Berlin hat sich dem Thema nutzungsgesteuerte Erwerbung in Form von drei völlig unterschiedlichen Pilotprojekten gewidmet: Im September 2013 startete das erste PDA-Pilotprojekt zur Erwerbung von E-Books über die Aggregatorenplattform Ebrary. Begrenzt auf drei wissenschaftliche Disziplinen wurde hier das STL-Modell erprobt, d.h. dass der Nutzer durch eine bestimmte Aktivität zunächst eine kostenpflichtige Kurzausleihe (sog. Short-Term-Loan) auslöst. Erst bei der dritten Nutzung wird der Titel dauerhaft lizenziert. Im April 2014 ist parallel dazu ein verlagsbasiertes Modell für alle Fächer eingeführt worden, bei dem die Nutzer ein Jahr lang Zugriff auf alle Titel des Pakets haben und erst im Nachhinein auf Basis der Nutzungsstatistik von der Bibliothek entschieden wird, welche Titel dauerhaft in den Bestand aufgenommen werden sollen. Bei dem dritten Projekt handelt es sich um ein nutzungsgesteuertes Erwerbungsmodell für Print-Bücher auf Basis eines Approval Plans, welches im Rahmen des Fachinformationsdienstes Internationale und Interdisziplinäre Rechtsforschung implementiert wird. Diese praktischen Experimente dienten nicht nur dazu, zu erproben, wie solche Angebote von den Nutzern angenommen werden, wie die Modelle in bestehende Erwerbungsstrukturen eingebettet werden können und welches Modell für die Staatsbibliothek in der Praxis am geeignetsten sein könnte, sondern es ging auch um eine grundsätzliche Reflexion der Frage, ob und wie solche partizipativen Erwerbungsmodelle langfristig mit dem bestandsorientierten Sammelauftrag einer Staatsbibliothek vereinbart werden können. In dem Vortrag soll es darum gehen, die Projektergebnisse zu präsentieren sowie praktische Erfahrungen und strategische Überlegungen zum Einsatz nutzungsgesteuerter Erwerbungsinstrumente zu diskutieren. (Session: PDA - Print und elektronisch; Raum: Sydney; 26. Mai 2015: 13:00 Uhr - 15:30 Uhr)