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Die Digitalisierung von Gesellschaft und Sozialer Arbeit schreitet voran. Eine Beschäftigung mit der Thematik erscheint daher für (angehende) Sozialarbeit*innen, wie auch für Wissenschaftler*innen und Lehrende im Feld Sozialer Arbeit geboten. Die Nutzung von Big Data provoziert überzogene Hoffnungen und droht unter dem Deckmantel objektiver Kalkulationen Marginalisierungen zu reproduzieren. Für Soziale Arbeit und Frühe Hilfen wirkte die Einführung des § 8a als Katalysator für die Entwicklung von Risikoeinschätzungsverfahren. Die Verwendung von elektronischen Dokumentations- und Risikoeinschätzungssystemen stellt Ansprüche an individuelle Bearbeitung von Fällen in Frage. Risikoeinschätzungsinstrumente verlangen nach der knappen Aufmerksamkeit der Handelnden. Sie involvieren Praktiker*innen Sozialer Arbeit in intensive Interaktionen. Praktiker*innen und Lehrenden im Feld der Sozialer Arbeit kann nur geraten werden, sich gegenüber Instrumenten der Risikoeinschätzung, seien sie durch Big Data gestützt oder nicht, mit kritisch-forschender Distanz zu verhalten.
Im Kinderschutz werden zunehmend Instrumente zur Risikoeinschätzung verwendet. Sozialarbeiter_innen der Jugendämter werden dabei in komplexe Aushandlungsprozesse verstrickt, die sie eigensinnig gestalten: Sie „arbeiten sich durch“, „setzen Häkchen“, „ignorieren“ oder „redigieren“ die Instrumente. Wie kann professionelles Handeln im Umgang mit „Kinderschutzbögen“ gedacht werden und was bedeutet dies für die Digitalisierung von Fallarbeit?
Gemeinsam mit einer Forschungsgruppe aus Jugendlichen und Pädagog*innen
wurden Bedingungen von Partizipation in der Heimerziehung untersucht.
Dazu gründeten wir die "Reisende-Jugendlichen-Forschungsgruppe", mit der
wir Wohngruppen forschend bereisten. Jugendliche und Pädagog*innen
wurden zu Co-Forschenden in einem Peer-Research-Design. Die
Teilnehmenden waren an der Ausarbeitung des Forschungsdesigns, der
Datenauswertung und der Analyse beteiligt. Die Jugendlichen
interessierten sich insbesondere für die Partizipation im Alltag, in der
Berufsorientierung sowie in der Gesundheitsfürsorge im Kontext der
Heimerziehung. Möglichkeiten zur Partizipation junger Menschen müssen
sich, so zeigte die Analyse der empirischen Daten, in einem "engen
Kontext" der Heimerziehung behaupten. Demonstriert wird im
Forschungsbericht, wie der Alltag der Wohngruppen durch Ordnungen der
Zeit, der Räume, der Körper und der Emotionen strukturiert wird. Diese
Regelungs- und Ordnungsstruktrukturen sind miteinander verschränkt,
verstärken sich gegenseitig und bestimmen die Möglichkeiten junger
Menschen sich zu beteiligen und ihre Bedürfnisse in der Heimerziehung zu
realisieren. Die Gewährung von Partizipationsmöglichkeiten zeigte sich
überdies als gekoppelt an die soziale Positionierung der Jugendlichen in
den Einrichtungen der Jugendhilfe. Beteiligungsmöglichkeiten wurden
zudem eher bei "leichten", z. B. bei der Wahl des Essens, als bei
"schweren" Themen, z. B. Wahl des Wohnortes, gewährt. Der vorliegende
Forschungsbericht verweist auf Erfahrungen der Beteiligten mit
Partizipation in der Heimerziehung sowie auf die Erkenntnisse aus dem
Kontext eines partizipativen Forschungsprojektes.