Yearbook / Jahrbuch (1990-1995)
Schriften der Internationalen Erich-Fromm-Gesellschaft e.V.
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Sprache
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Dokumenttyp
Volltext vorhanden
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Erscheinungsjahr
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w05/1994e
>Erich Fromms Humanismus und der Fremde<: Erich Fromms radikaler Humanismus mit seinem Glauben an die Gleichheit aller Menschen, in Frieden und Freiheit-zu, steht im Gegensatz zur Furcht vor dem Fremden (aufgrund von Rasse, Religion, ethnischer Zugehörigkeit, Nationalität etc.) und zu aller Fremdheit, die durch den Narzißmus des Penis, die unglaubliche Gier nach Geld und Macht und die doppelte Furcht vor Freiheit und Alleinsein erzeugt wird; wenn die Menschheit, anstatt sich von dieser doppelten Furcht jagen zu lassen, zur Individuation gelangen würde, so würde der Fremde – so Fromms Ansicht – zu einem Bekannten werden und das Fremde würde unsere Neugier, unser Interesse und unsere Fähigkeit zum Staunen hervorrufen und uns vertraut werden. Furcht und/oder Impotenz (manchmal ein Deckgefühl für erstere) sind die häufigsten und wichtigsten Ursachen für Wut, Ärger, Groll oder mörderischen Hass; eines dieser Gefühle spielt immer bei der Furcht vor dem Fremden eine Rolle. Viele Menschen fürchten und hassen auf diese Weise die Natur – so wenden sie sich künstlichen, kontrollierbaren Nachahmungen zu, so plündern sie die Natur und wünschen nur noch, sie um jeden Preis zu zerstören. Wir müssen hinzufügen, dass unsere Furcht unsere Fähigkeit zu wachsen behindert und so auch unsere Tendenz zur Destruktivität verstärkt. Unser Glaube und das Objekt unserer bewussten oder unbewussten Hingabe wird offenbar in allem, was wir in non-verbaler Kommunikation tun – auch dies ein >Königsweg< zum Unbewussten oder Nicht-Wahrgenommenen. Die Menschen handeln je nach Wahl, in zugänglichen Alternativen; deshalb ist es unbedingt erforderlich, die Einschränkungen unserer Wahrnehmung rückgängig zu machen und unseren Entscheidungshorizont zu erweitern, so dass wir in Bewusstheit und Freiheit wählen können. Für Fromm impliziert unsere Fähigkeit, kreativ zu sein, das Leben und alles Lebendige zu lieben, worin die Erde natürlich eingeschlossen ist, auch, daß wir uns weiterentwickeln und auf dem Weg zur Individuation voranschreiten.
w05/1994i
>Die Rolle der Angst in der Beziehung zu uns selbst und zu anderen<: Dieser Beitrag sucht zu zeigen, dass es nicht genügt, angesichts der Krise der moralischen und zivilisatorischen Werte, in der sich die Menschheit gegenwärtig befindet, in einer passiven Zuschauerrolle zu verharren. Die Krise hat zu destruktiven Prozessen geführt, in denen der moderne Mensch sowohl Subjekt, als auch Objekt ist. Es wird davon ausgegangen, dass die Wahrnehmung eines anderen menschlichen Wesens als fremd phylogenetisch erklärt werden kann. Das soll heißen, dass der Ursprung in der tierischen Vorgeschichte unserer Spezies zu suchen ist, in einer Zeit, als die menschlichen Lebewesen sich von anderen Lebewesen noch nicht sehr unterschieden und wie sie fürchten mussten, im Kampf ums Überleben von Fremden angegriffen und übermannt zu werden. Im Verlauf der Evolution erwarb der Mensch jedoch Vernunft, wodurch wir befähigt wurden, unsere >erste Natur< zu überwinden. Wir konnten unser instinktives und archaisches Verhalten korrigieren, zumindest in den Aspekten, die für das menschliche Leben dysfunktional sind und die individuelle soziale Entwicklung behindern – dies gilt z. B. für die Furcht vor dem Fremden. Menschliche Wesen können nicht auf einen tierischen Status regredieren, deshalb können sie nicht anders, als sich ihrer menschlichen Eigenarten bewusst zu werden und in Harmonie mit ihren Artgenossen, die den Erdball bevölkern, zu leben. Menschliche Wesen müssen nicht nach Herrschaft steben; vielmehr sollen sich Humanität und Demut unter ihnen durchsetzen. Sie können nicht länger das Recht für sich in Anspruch nehmen, über Leben und Tod anderer Lebewesen zu entscheiden oder auch darüber, wer auf diesem Planeten als Fremder zu gelten hat.
w05/1994j
>Die Rolle der Angst in der Beziehung zu uns selbst und zu anderen<: Dieser Beitrag sucht zu zeigen, dass es nicht genügt, angesichts der Krise der moralischen und zivilisatorischen Werte, in der sich die Menschheit gegenwärtig befindet, in einer passiven Zuschauerrolle zu verharren. Die Krise hat zu destruktiven Prozessen geführt, in denen der moderne Mensch sowohl Subjekt, als auch Objekt ist. Es wird davon ausgegangen, dass die Wahrnehmung eines anderen menschlichen Wesens als fremd phylogenetisch erklärt werden kann. Das soll heißen, dass der Ursprung in der tierischen Vorgeschichte unserer Spezies zu suchen ist, in einer Zeit, als die menschlichen Lebewesen sich von anderen Lebewesen noch nicht sehr unterschieden und wie sie fürchten mussten, im Kampf ums Überleben von Fremden angegriffen und übermannt zu werden. Im Verlauf der Evolution erwarb der Mensch jedoch Vernunft, wodurch wir befähigt wurden, unsere >erste Natur< zu überwinden. Wir konnten unser instinktives und archaisches Verhalten korrigieren, zumindest in den Aspekten, die für das menschliche Leben dysfunktional sind und die individuelle soziale Entwicklung behindern – dies gilt z. B. für die Furcht vor dem Fremden. Menschliche Wesen können nicht auf einen tierischen Status regredieren, deshalb können sie nicht anders, als sich ihrer menschlichen Eigenarten bewusst zu werden und in Harmonie mit ihren Artgenossen, die den Erdball bevölkern, zu leben. Menschliche Wesen müssen nicht nach Herrschaft steben; vielmehr sollen sich Humanität und Demut unter ihnen durchsetzen. Sie können nicht länger das Recht für sich in Anspruch nehmen, über Leben und Tod anderer Lebewesen zu entscheiden oder auch darüber, wer auf diesem Planeten als Fremder zu gelten hat.