TY - JOUR A1 - Funk, Rainer T1 - Gewalt verstehen. Ursprünge und Erscheinungsweisen von offener und verschwiegener Gewalt T2 - Fokus Beratung, Berlin (EKFuL), No. 6 (November 2004), pp. 11-20. N2 - Aggression hat immer zwei Gesichter: Sie hat eine defensive, lebenserhaltende und wachstumsfördernde Funktion und eine zerstörerische. Gewalt hingegen ist jene Erscheinungsweise von Aggression, die auf die Wehrlosigkeit des Opfers zielt oder sich wehrlose Opfer sucht. Gewaltsames Verhalten unterscheidet sich von anderen Formen der Aggression dadurch, dass die defensive Funktion von Aggression vereitelt wird und es deshalb zu einer Pervertierung von Aggression kommt. Mit Erich Fromm kann gesagt werden: Statt sich oder andere gegen eine Bedrohung aggressiv zu verteidigen, fühlt sich der Gewalttätige vom Wehrlosen und Wehrlosmachen angezogen. In einem zweiten Teil werden jene drei Formen von Gewalt, die gegenwärtig besonders häufig in Erscheinung treten, vorgestellt: die sadistische, die narzisstische und die nekrophile Gewalt. Abschließend wird psychoanalytisch nach den Ursprüngen von offener und verschwiegener Gewalt gefragt und plausibel gemacht, warum Gewalt neue Gewalt und Gegengewalt erzeugt. Je wehrloser sich ein Opfer fühlt und je ohnmächtiger es ist, sich noch gegen die bedrohliche Gewalt wütig und aggressiv zu verhalten, desto stärker ist die Neigung, die bedrohlich Gewalt zu introjizieren. Auf diese Weise wird die Gewalt im Opfer wiedergeboren und muss das Opfer mit seiner verinnerlichten Gewalttätigkeit fertig werden. N2 - >Understanding Violence. Overt and Hidden Modes of Violence and Their Origins<: While aggression always has two sides, a defending function that is lifepreserving resp. growth-promoting and a destructive function, violence is characterized by its aiming in the defenselessness of the victim or in attacking those who by age, social position, or handicaps are not able to defend themselves. By this qualification of violent behavior the defending function is perverted. Instead of using aggression to defend oneself and others against threats, now the violent person is attracted by making oneself or others defenseless und impotent. Using Erich Fromm’s differentiation between reactive (defensive) and characterological modes of aggression the main appearances of violence in our time are described as sadistic, narcissistic and necrophilous violence. To look at violence as a perversion of the defensive function of aggression enables finally to explain psychoanalytically the origins of overt and hidden violence and why violence generates new violence and counterviolence. Inasmuch as a victim is defenseless and unable to react with defensive aggression he or she tends to overcome threatening violence and defenselessness by introjecting violence. Thus violence is born again in the victim and the victim has to cope with his or her inner being a perpetrator. Y1 - 2004 UR - https://opus4.kobv.de/opus4-Fromm/frontdoor/index/index/docId/10072 ER -